Peter Fibich
Von Brunnen, Becken, Kaskaden und Teichen
Wasser in der Geschichte der Gartenkunst – ein Überblick
erstmals veröffentlicht in: BHU (Hg.): Wasser - die Seele eines Gartens, Bonn 2011, S. 11-21.
Mannigfaltig sind die Bezeichnungen, die unsere Sprache für die Gegenwart des Wassers im Garten bereithält. Die Umschreibungen lassen es strömen, spritzen, sprudeln, gleiten, fallen, vielleicht auch kochen oder auch nur leise plätschern. Noch größer ist die Begriffsvielfalt für die Gestaltungselemente, welche die Gartenkunst in ihrer Geschichte hervorgebracht hat, um das Wasser zu präsentieren. Neben dem klassischen Brunnen kennt sie Grotten, Kaskaden und Vexierspiele; sie spricht von Wassertreppen, –theatern und Wasserparterres, um nur einige Begriffe zu nennen. Im Landschaftsgarten ist vornehmlich vom Bach, dem Fluss oder See, vom Wasserfall oder der Quelle die Rede. Die neuere Entwicklung bevorzugt hingegen Teiche und Pools, Bassins und Brunnen.
Damit das Thema – um im Wortbild zu bleiben – nicht ausufert, konzentriert sich dieser einführende Beitrag auf die europäische Entwicklung bis ins frühe 20. Jahrhundert. Dass beispielsweise ein chinesischer Garten als unvollständig empfunden wird, wenn er kein Wasser zeigt, sei nur am Rande erwähnt. Wie viel wäre auch über die Beziehung der islamischen Gärten zum Wasser zu sagen, über die Wassergärten der Mauren oder der Moguln !
Überaus vielfältig ist der Formenreichtum, den die Menschen für die Wasseranlagen in den Gärten seit dem Mittelalter entwickelt haben. Dabei ist die Beziehung zwischen dem Wasser und dem Garten keineswegs nur von ästhetischer Natur. Gartenkultur ist ohne das Nass überhaupt unmöglich. Ohne das Wasser gedeiht im Garten nichts. Niederschlag, Luftfeuchtigkeit, Wasser im Boden: Für die Pflanze, welche das entscheidende „Baumaterial“ des Gartens ist, von ausschlaggebender Bedeutung. Aber auch ein Zuviel des Guten verträgt der Garten nicht, Staunässe hemmt das Wachstum. Wie die Erfahrung großer Überschwemmungen zeigt, kann das Wasser Gärten zerstören. So bewegt sich die Beziehung zwischen Gartenkultur und Wasser stets im Spannungsfeld zwischen Be- und Entwässerung. Der Mensch ist bemüht, das Wasser im Garten zu regulieren, sowohl Dürre als auch zu viel Feuchtigkeit vom ihm fernzuhalten.
Wasser in den Gärten der Renaissance
Während man im Mittelalter noch nicht wusste, woher das Wasser kam und wohin es floss, noch wie es künstlich zu bewegen wäre, gehörte es zu den bahnbrechenden Leistungen der Renaissance, das Wasser durch Pumpen zu heben. Auch hier handelte es um eine Wiedergeburt der antiken Leistungen. Die visionären Ideenskizzen Leonardo Da Vincis zeigen zahlreiche Pumpwerke, die nicht nur die existenzielle Wasserversorgung, sondern auch das Spiel mit dem Wasser im Garten im größeren Stil ermöglichten.
So nimmt es nicht Wunder, dass die großen Gartenschöpfungen der italienischen Renaissance, zumal sie mit Vorliebe in stark bewegtem Gelände angelegt wurden, im aufwändigen Einsatz des Wassers erste große Beispiele lieferten. Zweifellos hat die Verfügbarkeit natürlicher Wasserläufe den Wasserreichtum der Renaissancegärten befördert. Darüber hinaus ließ man es sich nicht nehmen, ganze Flüsse um- und den Gärten zuzuleiten. Das Wasser im Garten war Ausdruck der Macht und der technischen Möglichkeiten seines Besitzers.
Unter ihnen war es zweifellos der Garten der Villa d’Este, welcher durch besonderen Reichtum seiner Wasseranlagen bestach. Der vom Statthalter von Tivoli, Ippolito d’Este, ab 1560 in Auftrag gegebene Park wurde durch den Architekten Pirro Ligorio in seltener Harmonie zwischen Relief, Architektur, Garten- und schließlich der Wasserkunst geschaffen. Ligorio nutzte die Gunst, mit Aniene und Rivella zwei wasserreiche Flüsse im Einvernehmen mit einem starken Gefälle zu nutzen, und presste die entstehende Wasserkraft in eine ungemeine Vielfalt der Formen. Im Tivoli-Brunnen, dem Hauptreservoir der Anlage, tritt der Fluss Aniene durch einen verborgenen Kanal ans Licht des Parks, um gleichsam wieder zu verschwinden und die weiteren Brunnen zu versorgen. Im Ovato-Brunnen ergießt sich das Wasser in feinem Schleier aus einer monumentalen Schale. Das wohl ehrgeizigste Projekt im Garten der Villa d’Este war der „Weg der Kanäle“, auch „Allee der hundert Brunnen“ genannt, dessen zahllose Wasserspeier einen Weg am Fuße der Villa begleiten. Allein diese Wasseranlage zog nach der Errichtung kunstinteressierte (und wohlhabende) Reisende aus ganz Europa an; noch im Zeitalter des Barock genoss die endlos scheinende Reihe der speienden Masken eine große Popularität.
Die Querachse, welche den flachen Parkteil von der Hangsituation trennt, wird durch die Wasserspiegel ruhiger Fischteiche gebildet. Den Schlusspunkt dieser Querachse fängt die bekrönende Architektur einer Wasserorgel auf. Ein Brunnen soll in der Lage gewesen sein, mit Hilfe des Wassers verschiedene Vogelstimmen nachzuahmen. Ganz anders der Drachen- oder Feuerwerkbrunnen, dessen aufschießende Fontäne beim Aufprall in das Becken ein knallendes Geräusch erzeugt. Leise hingegen, doch für die Symbolik des Gartens von überragender Bedeutung, erscheint die Fontäne der Natur, die als vielbrüstiges Sinnbild der Fruchtbarkeit das Wasser in den Garten entspringen lässt.
Gegenüber der spektakulären Präsentation des Wassers im Park der Villa d’Este erscheint seine Inszenierung im Garten der Villa Lante nahe Viterbo leiser, doch von großer Faszination. In der Mitte des um 1550 entstandenen Gartens entfaltet sich eine grazile Wasserachse, welche die Spielarten steigenden, fallenden, gleitenden und ruhenden Wassers in kaum übertroffener Kunstfertigkeit vorführt. Unterstützt wird die Idee, das Wasser ins Zentrum dieses Gartens zu rücken, durch den Umstand, dass es eine dominierende Villa hier nicht gab, vielmehr zwei kleinere Bauten, welche die Achse flankieren. Der Weg war somit für das Wasser frei geworden.
Das aus einer Grotte in den Garten eintretende, zunächst still in Becken und Kanälen verweilende Nass wird alsbald durch Brunnen in Bewegung versetzt, um schließlich aus den Scheren eines Krebses auszutreten. Sein Leib setzt sich in einer zart gegliederten Wassertreppe fort. Ein langgestreckter Wassertisch, der dem festlichen Mahl gedient haben soll, führt das Wasser in seiner Mitte. Vom „Brunnen der Giganten“ gelangt das gleitende Element schließlich in einem Wasserparterre zum Höhepunkt, das später, im Zeitalter des Barock, ausgeformt wurde.
Äußerst vielgestaltig waren die Erscheinungsformen des Wassers in den Gärten der italienischen Renaissance. Kaskaden ließen das Element in Stufen den Hang hinab gleiten; Wasserscherze überraschten die Besucher mit plötzlich aufschließenden Springstrahlen. Und schließlich ist auf die Grottenleidenschaft Italiens zu verweisen – künstliche Felsengebilde und Kleinarchitekturen mit oft groteskem Schmuckwerk, die sich von hier aus in ganz Europa verbreiteten.
In den Ländern nördlich der Alpen ließ die Renaissance vor allem in Frankreich Gärten erblühen, die wohl den italienischen Einfluss verrieten, gleichsam aber auch die regionalen Traditionen bewahrten. An den Wasserreichtum der italienischen Anlagen reichten freilich nur wenige französische Gärten des 16. Jahrhunderts heran. Ab etwa 1530 spielte das Wasser in den Gärten Frankreichs eine zunehmende Rolle und half dabei, die anfängliche Beziehungslosigkeit zwischen den Gartenteilen und dem Schloss zu überwinden.
So wurde der Park von Fontainebleau, ein ab 1528 auf bestehender Anlage errichtetes Jagdschloss, von einem mehrfach gewinkelten Wassergraben umfasst. An der Südseite erstreckte sich ein See, der aus einem abgegrabenen Sumpf entstand und bis heute zur Karpfenzucht dient. Aus einem künstlichen Felsenberg, der eine Herkulesstatue des jungen Michelangelo trug, traten Wasserstrahlen hervor. Weitere Gartenteile waren durch einen Kanal umschlossen. Dem Wasser kam hier eine verbindende Rolle zwischen den noch recht heterogenen Gartenteilen zu.
Die Renaissance im deutschen Sprachraum, infolge des Dreißigjährigen Krieges kaum mit der Blüte südlich der Alpen zu vergleichen, übernahm von dort einzelne Elemente in den Garten. In den Veröffentlichungen des Architekten Joseph Furttenbach finden sich Brunnen und Grottenbauwerke als Höhepunkte der abgebildeten Gärten. Üblich blieben kunstvoll gestaltete Brunnen im Zentrum der Anlagen gemäß der mittelalterlichen Tradition. In größeren Parks konnten diese Brunnen auch die Zentren einzelner Gartenteile betonen, die noch recht introvertiert und ohne übergreifende Geste nebeneinander lagen. Auch Wasserkanäle gab es bereits in deutschen Gärten. Im sächsischen Seerhausen war das Schloss von einem Kanal umgeben; auch den Garten durchzog ein abgewinkelter Kanal.
Wasser im barocken Garten
Angesichts des Wasserreichtums italienischer Renaissancegärten klingt es fast überzogen: Nie zuvor und danach erlangte das Wasser eine solch überragende Bedeutung wie im Garten des französischen Barock. Die Epoche war in das Wasser vernarrt. Es rückte nicht nur ins Zentrum vieler Anlagen; ihm wurde eine Schlüsselrolle – auch in geistiger Hinsicht – zugesprochen. Zugleich wurden die italienischen Vorbilder aufgegriffen; die Wassertechniker ließ man in der Regel aus Italien kommen.
Der Wille zur Repräsentation war zweifellos ein wichtiges Motiv zum kostspieligen Einsatz des Wassers im barocken Garten. Sein Wasserreichtum bezeichnete seinen Rang. Durch das großzügige und raffinierte Vorzeigen des Wassers konnte ein Besitzer die Besucher seines Gartens in Staunen und Entzücken versetzen. Doch offenbart das Wasser zugleich viel vom Selbstverständnis jener Zeit, von seinen geisteswissenschaftlichen, kulturellen und technischen Entwicklungen. Das Wasser wurde in Kanäle gefasst, in Fontänen gebündelt und nach oben geschossen, weil Mathematik, Mechanik und Technik Themen waren, die diese Zeit beherrschten. Aufgrund der neuen Kenntnisse hatte das Wasser viel von seiner bedrohenden Assoziation verloren. Man glaubte, dass alle Gewässer miteinander verbunden waren und schließlich auch mit dem Himmel kommunizierten: Die Seen symbolisierten den Blick Gottes hinab. „Das Wasser“, so schreibt Orsenna in seinem lesenswerten Buch über Le Nôtre, „ermöglicht dem großen Jahrhundert die Selbstbespiegelung, lebensgroß und in all seinen Facetten, plan und barock, ordnungsliebend und methodisch, in Überraschungen und Illusionen vernarrt, mystisch, aber auch spiel- und vergnügungssüchtig.“
Vielleicht noch mehr als die geschnittene, nach architektonischem Verständnis raumbildende Pflanze spiegelte das Wasser den Anspruch des Menschen, die Natur nach seinem Bilde zu formen. Das aus einem Sumpf in einen Gartenkanal verwandelte Herzstück von Versailles zeigte wohl am eindrucksvollsten die Allmacht des Königs, und mehr noch als ein bloßer Achsenbezug in die freie Landschaft steht er für den umfassenden Gestaltungsanspruch des Barock: Anders als eine Allee greift der Kanal nämlich nicht nur in die umgebende Landschaft hinaus, sondern er holt gleichsam den Himmel per Spiegelung in den Garten hinein.
Im Garten von Vaux le Vicomte konnte der Gartenkünstler André Le Nôtre erstmals diese Vorliebe für großflächige Wasserbassins umsetzen. Nicht zufällig setzte die Geschichte dieses Gartens mit der Regulierung des vorhandenen Flusslaufes in den 1650er Jahren ein. Die entscheidende Neuerung Le Notres: Das Parterre wurde nicht mehr um ein zentrales Wasserspiel gruppiert, sondern in die Tiefe des Raumes gestreckt. Die Wasserbecken unterstreichen diese Absicht. Zudem folgten die Wasseranlagen dem Prinzip der „abgeschwächten Perspektive“, die den Raum in die Tiefe optisch vergrößern sollten. Das von Wasser umgebene Schloss fand in einer Achse seine Entsprechung, welche über Parterres, Bassins und Kanäle aufgebaut wurde und im Einklang mit der Topographie eine beispiellose Dramatik erzeugte. Der große Kanal am Ende der Achse bleibt dem Besucher lange verdeckt und beim Herankommen überraschend sichtbar. Und erst beim Hinabsteigen zeigt sich die große Kaskade, welche ebenso wie das gegenüberliegende Grottenbauwerk offenbart, dass Italien in Wasserfragen weiterhin Vorbild und Ideengeber war. Kaskaden spielten im barocken Garten selten eine beherrschende Rolle. Schon aufgrund der meist fehlenden Hangsituationen wurde ihnen oft eine Nebenrolle in Seitenpartien zugewiesen.
Welche Energie dazu verwendet wurde, den Durst eines barocken Gartens zu stillen, zeigt wiederum besonders eindrucksvoll die Geschichte der Wassertechnik von Versailles. Nach zahllosen Versuchen, die Fontänen in Gang zu halten, kam es zu einem der größten technischen Projekte des barocken Zeitalters. Ein Monstrum, „Maschine von Marly“ genannt, sollte das Wasser von der Seine nach Versailles hinauf pumpen. Man reist aus ganz Europa an, um das tosende Wunderwerk zu bestaunen, doch Ludwig der 14. widmete sich alsbald neuen Projekten. Die Maschine versorgte nur kurzzeitig den Garten von Marly. Für Versailles wurde ein Brunnen-Reglement entwickelt, das dafür sorgte, dass immer nur jene Wasserspiele in Gang gesetzt wurden, an denen der Sonnenkönig gerade vorüber ging.
Der Gartentheoretiker Dezallier d’ Argentville widmete sich in seiner „Theorie und Praxis der Gartenkunst“ ausführlich dem Thema der Wassertechnik. Mehr als ein Viertel seines Traktats gehörte den Fragen des Auffindens von Quellen, der Wasserzuleitung, dem Einsatz von Pumpen und Wassermaschinen. Das Werk, das in ganz Europa Verbreitung fand, trug zum Siegeszug des barocken Gartenstils mit seiner Vorliebe für das Wasser bei. Im süditalienischen Caserta entstand eine monumentale Kaskade, die bis heute als die größte je gebaute gilt. Im russischen Peterhof konnte die Umsetzung franzöischer Vorbilder in Form zahlloser Wasseranlagen mit dem Meer verknüpft werden. Auch im deutschen Sprachraum zeigten die Gärten zahlreiche Elemente, die aus italienischen, französischen und holländischen Vorbildern entlehnt waren, in sensibler Weise aber auch auf regionale Einflüsse und die Herausforderungen des Ortes reagieren. Eine Talsituation wie jene im Barockgarten Großsedlitz bei Dresden wäre im Frankreich dieser Zeit wohl kaum bevorzugt worden, und doch hat sie zu einer besonders reizvollen Interpretation des barocken Themas geführt. Gewaltige Anstrengungen wurden – nicht selten erfolglos – dort unternommen, wo das Wasser von Natur aus knapp war, wie in den Potsdamer Anlagen Friedrichs II. Ein Blick auf die ländlichen Barock- und Rokokogärten der zahlreichen Fürsten und Gutsherren zeigt eine bescheidenere, gleichwohl keineswegs ungebrochene Freude am Spiel mit dem Wasser.
Wasser im Landschaftsgarten
Selbstverständlich griff man auch im Landschaftsgarten auf das Wasser in seinen verschiedensten Daseins- und Bewegungsformen zurück – wenngleich nun in ganz anderer Bedeutung und Gestalt. Man besann sich der beruhigenden Ausstrahlung natürlich erscheinender Teiche und Seen und setzte sie als spiegelnde Flächen, oft im Zusammenspiel mit Architektur, bei der Formung künstlicher, einer komplexen Symbolik verpflichteter Landschaften ein. Gern bediente man sich der dramatischen Wirkung von Quellen, Gebirgsbächen oder Wasserfällen. Man entdeckte im Geiste eines „Zurück zur Natur“ die natürlich vorkommenden Formen des Wassers.
Von England aus trat der neue Gartenstil bekanntlich seinen Siegeszug durch Europa an. „Das Wasser ist in der Landschaft, was die Spiegel in einem Gebäude sind, was das Auge an dem menschlichen Körper ist.“, suchte der Gartentheoretiker Hirschfeld in seiner 1779-85 erschienen „Theorie der Gartenkunst“ nach bildhaften Vergleichen für das Element. Zudem regte er an, die Natur zu studieren, da sie „das Wasser unter verschiedenen Gestalten und Charakteren“ zeige. Hirschfeld ordnete die Wasserformen verschiedenen Gemütszuständen zu und empfahl etwa, Bachläufe mit ihren schnellen, lebhaften Bewegungen und Geräuschen den heiteren Gartenpartien einzugliedern. Wasserfälle hingegen assoziierte er mit schreckhaften Gefühlen. Stehende Teiche evozierten nach Hirschfeld Traurigkeit und Melancholie; ein schnell laufender Fluss hingegen Freude und ein reißender Strom schließlich Schrecken.
Im Wörlitzer Park, einem der frühesten umgesetzten Beispiele des Landschaftsgartens in Deutschland, wurden Seen, Teiche und Kanäle als verbindendes Element der Gartenteile, zur Etablierung von Sichtachsen und zur steigernden Wirkung von Bauten und Pflanzungen verwendet. Im Verlaufe der weiteren Entwicklung des Landschaftsgartens bis hin zu seiner klassischen Reife wurde die Einbeziehung des Gestaltungselements Wasser zur Perfektion gebracht. Friedrich Ludwig von Sckell gab in seinen „Beiträgen zur Bildenden Gartenkunst“ detaillierte Hinweise zur Formung der Wasseranlagen. Fürst Pückler-Muskau führte in seinen „Andeutungen über Landschaftsgärtnerei“ anhand von Text und Illustrationen vor, wie beispielsweise ein Ufer auszuformen sei, um den Eindruck von Natürlichkeit zu erzeugen.
Der Potsdamer Hofgartendirektor Peter Joseph Lenné interpretierte im Umgriff auf den umgebenden Landschafts- und Siedlungsraum die Residenzstadt als „Insel“ und die Havel als „Gartensee“, der die gesamte Gartenschöpfung umschloss. Lenné sah das Wasser wiederum als „Auge“ der Landschaft. In seinen Garten-Entwürfen waren organisch geformte Teiche und Bachläufe offenbar unverzichtbare Gestaltungselemente. Allein in Gebäudenähe wurde, dem zur Mitte des 19. Jahrhunderts aufkommenden „Zonierungsprinzip“ gemäß, die baulich gefasste Form von Wasseranlagen wieder zugelassen. Prägnante Beispiele dieser Auffassung finden sich in den Potsdamer Anlagen, etwa am Schloss Charlottenhof.
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts waren auch Fontänen in die Parks zurückgekehrt, nachdem die Dampfkraft das Pumpen über weite Strecken und mit großem Druck ermöglicht hatte. Paradebeispiele dieses Höhenwettbewerbs, der mitunter die Dimension der jeweiligen Gartenpartien sprengte, sind die großen Fontänen im Großen Garten Herrenhausen und an den Terrassen von Sanssouci. Im Park Babelsberg wurde mit Hilfe der Dampfkraft ein umfassendes Bewässerungssystem umgesetzt, das ein üppiges Erblühen des vormals kargen Sandbodens ermöglichte. Die Maschinenhäuser, welche die erforderliche Wassertechnik bargen, wurden zugleich zu architektonisch anspruchsvollen Blickpunkten der Potsdamer Gartenlandschaft.
Auch in den Stadtparks des ausgehenden 19. Jahrhunderts bevorzugte man Bachläufe, Teiche und Seen. In den bürgerlichen Gärten der Villenvororte waren architekturbezogene Brunnenanlagen sowie Miniaturteiche in organischen Formen zu finden – eine Entwicklung, welche die Kritik an der bestehenden Gartenkunst zu Beginn des 20. Jahrhunderts beförderte. Im Zuge dieser Reformbewegung wurden auch den Wasseranlagen neue Formen und Funktionen zuteil. Ihre repräsentative Gestalt und Funktion wurde zugunsten von hygienischen Aufgaben zurückgestellt: Man badete wieder im Garten, wofür es in den Boden eingelassene, den Himmel spiegelnde Bassins in den „Wohngärten“ gab. In den Volksparks des frühen 20. Jahrhunderts trat ebenfalls der hygienische Aspekt der Wassernutzung in den Vordergrund. Badeanstalten wie in dem von Erwin Barth gestalteten Volkspark Jungfernheide, Gondelteiche und Trinkbrunnen standen für eine intensivere Nutzbarkeit der neuen städtischen Anlagen.
Wasser war den Menschen in ihren Gärten über die Jahrhunderte ein unverzichtbares Gestaltungselement. Ob als bescheidener Brunnen, repräsentative Wasserarchitektur oder natürlich erscheinendes Element: Das Wasser wurde im Garten stets als ein ebenso grundlegendes „Material“ wie die Pflanzungen verwendet. Es mit seinen anspruchsvollen technischen und gestalterischen Voraussetzungen zu pflegen, ist eine denkmalpflegerische Aufgabe, die mit besonderer Sensibilität und speziellem Fachverstand zu lösen ist. Der Praktiker Pückler meinte, im Umgang mit dem bewegten Element sei „manche Anstrengung nöthig“. Angesichts der großen Wirkung, die das Wasser im Garten entfalten kann, lohnt sich diese Mühe allemal.